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1991-10-06
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14KB
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311 lines
Erläuterungen zum Programm HUECKEL.TOS von Uwe Schneider
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WAS KANN DAS PROGRAMM?
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HUECKEL.TOS berechnet ausgehend von einem Benutzer-Input die MOs und
Orbitalenergien, sowie davon ausgehend einfache Eigenschaften von Molekülen
mit planaren Pi-Systemen im Rahmen der Hueckel-Näherung.
Dies ist das älteste quantitative Rechenverfahren in der theoretischen
Chemie.
Das Hückel-Verfahren basiert auf der LCAO-MO-Methode, wobei die
Basisfunktionen die p(z)-AOs der beteiligten Atome sind. Durch das
Variationsprinzip erhält man die sog. Säkulargleichungen, die letztlich
ein Matrix-Eigenwertproblem darstellen. Hierbei ist die Matrix des Hamilton-
operators denkbar einfach: alpha für die Diagonalelemente, beta für zwei
benachbarte = gebundene Atome und 0 sonst. Z.B. Butadien:
a b 0 0 (Im Programm werden a b . .
b a b 0 die Nullen der Übersicht- b a b .
0 b a b lichkeit halber oft durch . b a b
0 0 b a einen Punkt dargestellt) b a b .
Die Überlappmatrix S ist im HMO-Verfahren die Einheitsmatrix.
Löst man diese Säkulargleichungen durch einen geeigneten Algorithmus, so
erhält man die Molekülorbitale sowie deren Energie in Einheiten von beta
(ein Maß für die Stabilisierung einer Bindung durch konstruktive
Überlappung) relativzur Energie des Elektrons im freien Atomorbital alpha.
Ausgehend von diesen MO-Koeffizienten lassen sich einfach Bindungsstärken,
Partialladungen und freie Valenzen berechnen.
Spezielle Features, die das Programm bietet:
- einfachste Eingabe der topolog. Matrix (isb. bei zykl. Molekülen)
- schnelle Lösung des Eigenwertproblems durch das Householder-Verfahren
- Heteroatome: N und O jeweils mit einem und zwei Pi-Elektronen
- Besetzungszahlen entweder ausgehend vom Aufbauprinzip oder durch
manuelle Eingabe
- Ausgabe der Ergebnisse auf Bildschirm, Drucker oder File
- Graphische Darstellung eines einfachen MO-Diagramms
- Schnittstelle zu Control-Files zur Speicherung von Informationen über
eingegebene Moleküle
WAS KANN DAS PROGRAMM NICHT?
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- Fast alles! Einfach deshalb, weil der Hamilton-Operator der
Hückel-Methode drastisch vereinfacht ist.
Trotzdem erhält man leicht zu interpretierende Resultate, wie z.B.
Reaktivitäten von Zentren, Partialladungen und Bindungsstärken.
- Der Maus Arbeit verschaffen.
ERKLÄRUNG
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Der Autor haftet NICHT für Schäden die dem Anwender des Programms
HUECKEL.TOS dadurch entstehen. Dies bezieht falsche Ergebnisse für
Diplom- und Doktorarbeiten ein.
Das Programm ist Public Domain und darf beliebig kopiert und weitergegeben
werden, sofern es nicht verändert wird. Das gleiche gilt für das File
HUECKEL.DOC und H_HILF.TXT.
INSTALLATION und PROGRAMMAUFRUF
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Die Installation des Programms ist denkbar einfach:
Man kopiert sich irgendwohin das Programmfile HUECKEL.TOS und in den
selben Ordner das Hilfe-File H_HILF.TXT .
An dieser Stelle muß sich auch ein Ordner INPUTS (kann auch leer sein)
befinden.
Das Programm kann vom Desktop oder von einer Shell aufgerufen werden.
Im letzteren Fall sollte man mit "cd <Pfad von HUECKEL.TOS>" das aktuelle
Verzeichnis entsprechend wählen, da es nicht einfach möglich ist, den
Pfad herauszufinden, von dem ein Programm geladen wurde. Unter diesem
Problem leiden viele Programme, und wer eine Lösung findet, möchte sie mir
doch bitte zukommen lassen (Danke im voraus!).
HUECKEL.TOS läuft mit allen mir bekannten Shells, so auch mit der Mupfel
und der Guläm-Shell. Das Programm greift nicht auf unschöne
Programmiertricks zurück, und deshalb bin ich mir keiner Schuld bewußt, wenn
es bei der einen oder anderen Verwendung von tollen AUTO-Programmen und
Accessories nicht so tut, wie es sollte.
DIE DATEIEN
-----------
- HUECKEL.TOS ist das Hauptprogramm, welches interaktiv mit dem Benutzer
den Input erstellt, die Berechnungen durchführt und in mannigfaltiger
Weise die Ergebnisse ausgibt. Es ist keine GEM-Anwendung, aber dadurch
ist es klein im Speicher und auf Massenspeicher. Zudem denke ich, daß
die Bedienung auch so (oder erst recht) ziemlich einfach ist.
Bei der Programmierung standen Geschwindigkeit in Eingabe und Berechnung
im Vordergrund, aber bestimmt gibt es Anwender, die andere Prioritäten
setzen würden.
- H_HILF.TXT enthält dieses Helpfile in gekürzter Fassung und wird im
Programm unter Menuepunkt 9=Hilfe eingelesen. Da es reiner ASCII-Text ist,
kann es auch außerhalb des Programmes angesehen und ausgedruckt werden.
Von einer Veränderung bitte ich abzusehen!
- HUECKEL.DOC lesen Sie gerade.
- INPUTS\*.CTL sind Input-Dateien für diverse Moleküle, die sehr an das in
Karlsruhe entwickelte ab initio Programm TURBOMOLE erinnern. Man kann sie
mit einem beliebigen Editor verändern, wenngleich ich empfehle, dies nur
bei der topologischen Matrix und den Besetzungszahlen zu tun. Die Reihen-
folge der Datengruppen ist beliebig, und sie werden nur soweit ausgewertet,
wie es sinnvoll ist. Z.B. werden bei Fehlen der topolog. Matrix
die MO-Information sowie die Besetzungszahlen ignoriert.
DIE BEDIENUNG
-------------
Das Programm arbeitet Menue-orientiert. Das übliche Vorgehen ist:
Eingabe der Verbindungsmatrix -> evtl. Eingabe von Heteroatomen
-> Rechnen -> Eingabe der Besetzungszahlen -> Ausgabe der Ergebnisse.
Weicht man davon in unsinniger Weise ab, so erhält man darüber Nachricht,
was man als nächstes tun sollte.
Das Hauptmenue verlangt als Wahl zweimal das gleiche Zeichen, um den
entspechenden Menuepunkt aufzurufen (ausprobieren!).
Neues Molekül
-------------
Nach Bestätigen einer eventuellen Sicherheitsabfrage mit der Taste "j" hat
man als allererstes die Gelegenheit, eine Titelzeile einzugeben. Diese
sieht man dann bei der Ausgabe der Ergebnisse oder im Control-File wieder.
Dann wird einfach die Anzahl der Atome eingegeben. Momentan sind maximal 60
Atome vorgesehen. Dabei wird die alte topologische Matrix und die
Informationen über Heteroatome rigoros gelöscht. Ist aber die neue Atomzahl
größer als die alte, wird gefragt, ob man die alte topologische Matrix
und die Informationen über die Heteroatome übernehmen möchte
(z.B. Benzol --> Anilin oder Pyridin -> Chinolin).
Nach Beendigung wird automatisch Menuepunkt 2 aufgerufen.
Topologische Matrix editieren
-----------------------------
Hier gibt man neue Bindungen ein oder löscht alte. Aus praktischen Er-
wägungen genügen hier die Tasten des Ziffernblocks. Ist eine neu ein-
zugebene Bindung schon vorhanden oder eine zu löschende noch nicht
eingegeben, so ertönt nur ein Hinweiston.
Zweckmäßigerweise gibt man hier nur Bindungen ein, die Atome über
das Pi-System verbinden. Es ist hilfreich, sich das Pi-Gerüst vor
Eingabe des Moleküls auf ein Blatt Papier aufzuzeichnen und die Atome
mit Nummern zu versehen.
Mit 'r' oder '0' definiert man ein Ringsystem, z.B. Benzol zwischen
At. 1 und At. 6, und Naphthalin zwischen 1 und 6 sowie zwischen 5
und 10. Durch nachträgliches Löschen einer Bindung gelangt man
sehr schnell zur Definition langen Ketten (z.B. zu Eicosadecaen mit
0 1 <RET> 20 <RET> - 1 <RET> 20 <RET>).
Heteroatom-Definitionen
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Dieser Menüpunkt erlaubt die Eingabe von Heteroatomen. Momentan sind nur
N und O als 1-pi- und 2-pi-Donoren vorgesehen. Typische Beispiele sind:
- Pyridin mit N als 1-pi-Donor
- Anilin, Pyrrol und Indol mit N als 2-pi-Donor
- Benzophenon und Acrolein mit O als 1-pi-Donor
- Furan, Anisol und Divinylether mit O als 2-pi-Donor
Es ist nicht vorgesehen, daß zwei Hetero-Atome direkt über das pi-Gerüst
miteinander verbunden sind, da man dafür die entsprechenden Parameter nicht
in der Literatur findet. In einem solchen Fall ertönt bei der Eingabe
eine Warnmeldung. Heteroatom-Definitionen können rückgängig gemacht
werden, indem man sie als C-Atom deklariert.
Die Statistik zeigt die gesetzten Heteroatome sowie deren Korrekturwerte
für das Coulomb-Integral (alpha -> alpha + delta alpha) und das Reso-
nanz-Integral (beta -> beta * f). Die voreingestellten Werte stammen aus
Heilbronner/Bock: "Das HMO-Verfahren".
Rechnen
-------
Jetzt bekommt der Computer eine kleine Rechenaufgabe.
Er macht sich sogleich an die Arbeit und berechnet die
Eigenwerte und Eigenvektoren nach dem Householder-Verfahren.
Dabei werden die topologische Matrix und die Heteroatomdaten
natürlich nicht gelöscht.
Die Diagonalisierung ist ein n^3-Schritt und kann ein paar Sekunden
dauern.
Orbitalbesetzungen
------------------
Die Besetzung der MOs kann entweder automatisch über das Aufbau-Prinzip
erfolgen oder manuell eingegeben werden.
Im ersten Fall fragt das Programm nach der Gesamtladung des Moleküls
und berechnet daraus die Gesamtelektronen und aus den Orbitalenergien
die Besetztung der einzelnen MOs.
Bei der zweiten Wahl kann man die Eingabe durch eine negative Besetzungs-
zahl beenden.
Danach werden Dichtematrix (Bindungsordnungen) und freie Valenzen
berechnet. Dies ist auch ein n^3 Schritt.
Bildschirm-Ausgabe
------------------
Der Computer gibt in der Reihenfolge steigender Energie die Eigenwerte
sowie die Besetzung der MOs und die MO-Vektoren auf dem Monitor aus.
Danach gibt er Gesamtenergie und Resonanzstabilisierung im Vergleich
zu Ethen an, sofern keine Hetero-Atome im Molekül enthalten sind.
Die Bindungsordnungen beziehen sich natürlich nur auf den
Pi-Anteil; ein Wert von 1.00 entspricht einer ganzen Bindung,
wie sie im Ethen besteht. Die Werte in der Hauptdiagonalen dieser
Dreiecksmatrix geben an, wieviel das Atom der entsprechenden
Spalte (= Zeile) am Kuchen der Pi - Elektronen partizipiert.
Ein Wert von 1.00 entspricht einem neutralen C-Atom, wogegen
0.67 einer pos. Partialladung von 1/3 eines Elektrons entspricht.
Der Einfachheit halber werden die Partialladungen, die durch die
Pi-MOs entstehen, auch noch ausgedruckt. Des weiteren erhält man die
Angabe der freien Valenzen der entsprechenden Atome, was ein Maß für die
Reaktivität des Zentrums ist.
Drucker- und File-Ausgabe
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Die Ergebnisse werden auf einen Drucker ausgegeben oder in ASCII-Format
in ein File geschrieben.
Dabei kann noch eine Titelzeile eingegeben werden, und wahlweise kann
man auch die topolog. Matrix sowie die Heteroatom-Statistik ausgeben
lassen. Ansonsten s. 6. !
Bei der Datei-Ausgabe wird eine existierende Datei gleichen Namens nicht
überschrieben, sondern die neuen Ergebnisse werden angehängt, sodaß man
sich eine ganze Sammlung von Molekülen anlegen kann.
Zeichnen eines MO-Diagramms
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Nach dem Zeichnen befindet man sich in einem einfachen Menue, in dem
man die Grafik unter einem einzugebenden Namen abspeichern kann oder
eine Hardcopy der Grafik auf den Drucker geben kann.
Hilfe
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Bei dieser Wahl wird die Hilfe-Datei geladen und angezeigt.
Die (unsichtbaren) Tastenbelegungen sind hierbei:
- <SPACE> eine Bildschirseite weiter
- b eine Bildschirmseite zurück
- q Verlassen des Hilfsbildschirms
- sonst eine Zeile weiter
Einlesen vom Control-File
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Die Dateien müssen sich im Ordner .\input befinden und auf .CTL
enden. Deshalb wird nur der maximal 8 Zeichen lange Hauptteil des
Namens gefragt. Gibt man hier den Leerstring ein, zo verlässt man
diesen Menuepunkt.
Beim Einlesen wird ausgegeben, welche Datengruppen gefunden worden
sind.
Ausgabe der Daten auf Control-File
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Es gilt das gleiche wie unter dem letzten Punkt beschrieben.
Natürlich werden nur die Daten soweit vorhanden geschrieben.
Ende
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Nach einer Sicherheitsabfrage verläßt man das Programm.
ANREGUNGEN:
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- Bestätige, daß zykl. 4n + 2 Elektronensysteme große Stabilisierungs-
energien haben (Hückel-Aromaten)!
- Warum reagiert Naphthalin in alpha-Stellung schneller als in beta?
Versuche, den ÜZ durch eine Zwischenverbindung nachzubauen!
- Verfolge den HOMO-LUMO - Abstand bei offenkettigen, konjugierten
Polyenen von C2 bis C20!
- An welchen Stellen reagieren Anthracen und Phenanthren gerne? Beachte
bei Phenanthren die Bindungsordnungen und freien Valenzen!
- Ist Azulen ein Dipol?
ZUM SCHLUSS
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Kein Programm ist perfekt. Die wenigsten sind fehlerfrei. Dies bitte ich
zu bedenken. Ich habe mich bemüht, möglichst sauber zu programmieren und
greife auf keine unerlaubten Tricks zurück. Sollten dennoch Probleme ein-
treten, kann der Benutzer ja mal nachschauen, ob es an irgenwelchen AUTO-
Programmen oder Accessories liegt. HUECKEL.TOS läuft auch von der kleinsten
Diskette im kleinsten RAM.
Dennoch bitte ich alle Benutzer, mir als Gegenleistung für die Programmier-
arbeit Fehler und Verbesserungsvorschläge mitzuteilen.
Und für einen kleinen Beitrag von DM 10.- gibt es tatsächlich den aktuellen
C-Quelltext inklusive einer ziemlich kompletten LA-Bibliothek mit
dynamischer Speicherverwaltung.
Hier nun meine Adresse:
Uwe Schneider
Nelkenweg 8a
7504 Weingarten
Tel. 07244 / 8513
BITNET: cd27@DKAUNI2
Bye,Bye!